Ostersonntag

Das Enkelkind schreit immer noch vor Begeisterung, wenn es ein Ostergeschenk findet.
Nächstes Jahr macht sie das Spiel wahrscheinlich aus Nettigkeit für uns noch einmal mit.
Mit guter Orga und schönem Tisch eine harte zähe Ente verteilt. Ich glaube, ich gebe es auf mit Enten. Sie war 6 Stunden im Ofen.
Immer noch Sahara-Staub in der Luft. Trotzdem halbwegs warm.

Hamsterrad

Es geht auf einen sehr eng gesteckten April zu. Vorher soll das Erzieherzimmer fertig werden und mit des Gatten Perfektionsanspruch heißt das viel Arbeit, viel Werkzeug und Spezialgedöns.
Das Wetter ist so Mittel und manchmal recht warm, aber wir sind selten draußen.
Die Katzen haben immer noch Streß, fressen nicht gut, wollen ins Haus und sind froh, wenn ich draußen bin.
Heute war die Kundgebung, für deren Resolution wir eine Unterschrift leisten sollten. Wir schafften einen Auftritt, als alles vorbei war.

Reflex

Heute morgen kam so nebenbei die Nachricht, saß sich der Schwiegersohn nach einem neuen Job umsehen muß. Die Einheit in seinem Konzern, in deren Backoffice er arbeitete, wird aufgelöst.
Meine Reaktion war unbewusst und ganz aus der Tiefe: Lähmung, Herzrasen, Übelkeit, Gefühl der totalen Machtlosigkeit. Auch wenn ich den Zusammenbruch des Arbeitslebens und die schlimmen und aussichtslosen Stellensuchen im Osten umgangen habe, es ist in mich eingeprägt.
Es droht noch einmal kalt zu werden, sogar mit Schnee. Natürlich zu Ostern. Fuck.
Die Waschmaschine geht kaputt. Sie leckt an diversen Stellen und das Magnetventil für den Wassereinlass klemmt immer mal. Für 250€ Ersatzteilkosten selbst generalüberholen? Eine neue oder gebrauchte kaufen? Ich weiß noch nicht.

Welt

Die Tage sind hymnisch frühlingshaft. Warm und oft sonnig. Es wird endlich trocken. Die Arbeit ist eher eines der proletarischen Lieder meiner Kindheit.
Die Politik lässt mich verzweifeln. Es kriecht ins Private. Dieses „nimm doch Stellung“, „wo steht du denn?“, „gehörst du wirklich zu uns oder müssen wir dich nun meiden?“.
Viele meiner Generation verabschieden sich. Hören auf mit ihren Jobs, beenden Talkshows, schweigen im Internet.
Für mich kann ich dieses Kriechen ins Private nur mit hilfloser Verzweiflung beantworten. Bisher. Sie treten mir zu nahe. Ich habe viele Fragen, ich bin sehr wenig einverstanden und ich habe nicht das Gefühl, daß meine Position ernst genommen würde, wenn ich sie äußere.

Holz

Es war still und warm. Wir arbeiteten den Rest der Miete mit dem langen Holz ab, der Graf sägte und ich karrte. Gegen vier hatte ich einen Riesenhänger. Eine Pause half. Ich muss dieses Pausenbedürfnis respektieren.
Endlich die Suppenterrine zu den manieristischen Blumen gekauft. Jetzt ist das Service komplett und eigentlich furchtbar in seiner selbstverliebten Opulenz. Doch wenn man die Blumen von nahem anschaut, sind sie kleine Kunstwerke.
Die Nachbarin lädt uns zum Flüchtlingscafe ein. Nichts, wo ich sein möchte. Ich verstehe dieses weltfremde Gutmenschending* nicht. Vielleicht ist es eine Prüfung, vielleicht fallen wir durch. Schließlich sind wir ernsthaft an ihrem sehr begehrten Haus interessiert. Dann ist es so.

* „X und Y haben sich taufen lassen. Sie haben gesagt, aus Dankbarkeit, weil ihnen die christliche Gemeinde so viel Unterstützung gegeben hat.“
Wirklich? Ist es nicht eher so, daß man als Christ nicht abgeschoben wird? Bin ich die böse Zynikerin? Oder bin ich realistisch?

Scheinfrühling

Am Tag strahlt die Sonne, es ist bei Windstille ziemlich warm, aber ansonsten bitter kalt.
Nachts fliegen schwere Transportflugzeuge über den Himmel. Ich bilde mir ein, in Richtung Nordosten.
Drei Bayrhammer-Tatorte gesehen von 1978-81. Wohnungen voller Stilmöbel. In 40 Jahren sehen sie die heutigen Tatorte und sagen sich: schon wieder eine Villa mit Sichtbeton, beigen Möbeln und grauer Küche.

Schlafstätte

Der Gast schläft vor allem. Auch gut.
Ich war dafür letzte Nacht einige Stunden schlaflos. Es hat eine Weile gedauert, bis ich bemerkt hatte, daß mir die Wärmeerzeugung ausgefallen war. Wie bei einer sehr alten Person. Das kommt im Moment einmal im Jahr vor. Die Heizdecke ließ mich wieder einschlafen.
Der Kater frißt der armen Mimi mittlerweile mit Plan das Frühstück weg. Er macht Druckbetankung und ist schnell mit seinem Teller fertig, sie leckt immer nur über die Häppchen und dann nimmt er sich ihren Teller vor. Heute hat sie von mir separates Futter im Gartensalon bekommen. Natürlich möchte sie dann drin bleiben, aber das geht nicht. Das tut mir immer im Herzen weh.
Wir machen weiter mit Inneneinrichtung in unrenovierten Räumen.
Yoga geschwänzt, weil abends sturzmüde. Abends immer wieder Tinitus, das ist von dieser komischen Infektion geblieben.

Kalt

Es ist leider wieder kalt geworden. Noch schlägt es im Haus nicht durch, aber das kommt noch.
Ein Gast ist angekommen. Mit dünnen Stadtklamotten und Turnschuhen mit Gummisohle. Na viel Spaß.
Politisch eine üble Zeit. Jagd nach den letzten RAF-Leuten, Terroranschlag von links in Berlin, alle scheinen sich langsam darauf einzustellen, dass es Krieg geben könnte.

Gruß aus Sibirien

Der schöne Tag wurde konterkariert von eisigem Ostwind. Abends ging die Sonne mit einem dramatischen himbeerroten Ball ins dunstige Moor hinunter. Es wird wieder frostig nachts, schade.
Wieder fit, das ist gut.
Geräumt. Die Messieschichten des Winters wegräumen.
Die neue bettjacke aus lana grossa Bella (Alpaka, Baumwolle, Synthetik, 5 knäule, doppelt) ist flauschig und gelb wie kükenflaum. Sie ist sehr warm.